der heimatlose König und die Magd

Veröffentlicht auf von Bright

Der heimatlose König und die Magd

 

Es war einmal vor langer Zeit – da ward ein König geboren. Weiß mit grau-getigert war sein Fell – ein Kitten unter vielen – auf einem Hof – wenig prunkvoll. Trotzdem – die Mutter wusste ihren Kindern zu berichten – sie seien zum Herrschen geboren – fänden sie – gingen sie in die Welt hinaus – ihre richtige Dienerschaft. Woher sie das wüsste – der kleine Prinz schaut seine Mutter an – fühlend – in ihren Worten steckt Wahrheit – ist er – wie seine Geschwister auch – ein Prinz. Der Blick seiner Mutter geht in die Vergangenheit – ich – so erklärt sie ihm – hatte meine Dienerschaft - als ich jung und niedlich war - welche mich verwöhnte – mir jeden Wunsch erfüllte – bevor ich ihn überhaupt hatte. Größer werdend verschwand meine Macht über die Menschen – sie verwiesen mich meinem Land – setzten mich aus – auf – dass ich mir neue Diener suche – und so – fährt sie fort eine leichte Traurigkeit in ihrer Stimme – ihr Blick aus der Vergangenheit kommend – bin ich  hier – in diesem Königreich – wo viele Könige und Königinnen herrschen – das wenige Land unter sich aufteilen – die Dienerschaft wenig zuvorkommend ist. Wie – das wollte der kleine König weiter wissen – erkenne ich meine Dienerschaft - die Magd – den Menschen – über den meine Macht nie schwindet? Seine Mutter schleckte ihn liebevoll ab – wer der richtige Mensch ist? Das wirst Du instinktiv wissen – aber – sie legte zärtlich ihre Pfote auf sein Köpfchen – bekommst Du Futter von ihr weißt Du – sie bewirbt sich um den Posten der Magd bei Dir. Dann – sie richtete ihre Worte nun an ihre gesamte Kittenschar – nehmt dieses Angebot an – ihr werdet dann automatisch Herrscher über dieses Land – und allem – was darin lebt. Und – ihr Blick wird traurig – ob ihr eure Macht behaltet? Ich weiß es nicht – habt einfach Vertrauen in euch – ihr seid die Herrscher eurer Menschen – vergesst das nie – was auch passieren mag.

 

Älter werdend – die Mutter war eine gute Lehrerin – hatte ihn und seine Geschwister optimal auf das Leben vorbereitet – ihnen genau erklärt – wie das mit der Herrschaft über die Menschen ausschaut - erkundete unser kleiner König seinen Hof – traf dabei auf die anderen Könige und Königinnen, welche ihm nun erklärten - auf diesem Hof gäbe es genug Könige und Königinnen bei zu wenig Platz und Ressourcen – er – der junge Prinz – wie auch seine Geschwister – müssten – wenn sie das richtige Alter erreicht hätten – den Hof verlassen – oder sich mit dem zufrieden geben – was ihnen die Stärksten übrig ließen. Kämpfe um Ressourcen seien für alle obligatorisch – die um die Königinnen zur Zeugung neuer Prinzen und Prinzessinnen – nur den stärksten Prinzen vorbehalten.

 

Warum – so dachten sich die jungen Prinzen und Prinzessinnen sollen wir fort ziehen – wir sind jung und stark – es gibt alte schwache  oder auch kranke Könige und Königinnen hier – vertreiben wir diese und nehmen deren Platz ein. Ein Vorhaben – welches für viele der jungen Emporkömmlinge aufging – für einige nicht – und vor allem für die alten ausgedienten Könige und Königinnen fatale Auswirkungen hatte – mussten diese doch den Hof verlassen – oder sich nun mit dem zufrieden geben – sei es auch noch so wenig – was die Stärkeren ihnen ließen. So übten sie sich im Kämpfen – unser junger König und seine Geschwister – erst freundschaftlich als sie noch jung waren – ernster werdend – mit dem Alter.

 

Hunger und Not regierte – an manchen Tagen weniger – an vielen anderen Tage umso heftiger. Kämpfe um die Königinnen bestimmten die Tage der Könige. Die Sorge um die Aufzucht der Jungen das Leben der Königinnen – waren nicht nur die Könige ein Problem – auch die Menschen stellten eines dar – konnte es doch vorkommen – sie töteten ihren Nachwuchs – wurden sie derer habhaft. Hin und wieder kreuzten abgerissene Könige und Königinnen den Hof – ihr Schicksal ungewiss – einige schafften es zu bleiben – schlossen sich den Königen hier an – waren sie doch stark und jung genug sich durch zu setzen - andere mussten weiter ziehen – neue Verletzungen – neue Wunden – zeugten von Kämpfen auf diesem Hof. Hin und wieder verschwanden bekannte Gesichter einfach – tauchten nie wieder auf – machten Platz für nachrückende Könige und Königinnen. Für Alter, Krankheiten und Schwäche war kein Platz.

 

Unser junger König – der Gestreifte – machte sich keine Sorgen – verschwendete keinen Gedanken daran – er war jung und stark – und das morgen? Das Morgen blieb das Morgen – heute war der Tag – der wichtig ist – und heute – heute ging es ihm gut – so gut – wie es den Königen und Königinnen auf diesem Hof nur gehen konnte.

 

Was genau nun unserem König nach Jahren der Zufriedenheit zu stieß – darüber schweigt er sich aus. War er einer der Starken? Einer der Schwachen – die sich von den Resten ernähren mussten – und es doch schafften sich zu behaupten – dort blieben – sich am Rande bewegten? Er erzählt es nicht – nur sein Zustand beim Zusammentreffen mit der Magd lässt Rückschlüsse ziehen – aber dazu später.

 

Während unser heimatloser König sein Leben führt – von dem wir nicht genau wissen – wie es gelebt wurde – zog eine Magd von einem fernen Land in ein Nachbarland des Königs – brachte ihre zwei Herrscher mit – eine Königin – entsorgt als Prinzessin – von Menschen in einen Wald zum Sterben geworfen – und einem König – kommend aus einem fernen warmen Land – namens Spanien. Da die Magd eine gute Magd ist – und ihren Herrschern gefallen mochte – tat sie alles – damit sich die zwei in ihrem neuen Land auch wohl fühlen. Dazu wurde den beiden – Bright der Name der Königin und Seymour der des Königs – ein Freigehege gebaut – ein Sommerpalast – sicher vor den heimatlosen Königen und Königinnen der Umgebung – errichtet auf Pfählen – genannt Balkon – versehen mit dem Versprechen – das Paradies unter diesem Sommerpalast gehörte bald zu ihrem Reich – ein Garten – bald so gestaltet – dass sie – die beiden Herrscher der Magd – sich hier sorglos tummeln und amüsieren können.

 

Nun war dem aber so – dass im genau angrenzenden Nachbarland ein roter großer stattlicher König sein Zuhause hatte – der – so erklärte er nun der Magd – nicht konform ginge – mit deren Entscheidung – hierher zu ziehen und ihre Herrschaft mit zu bringen. Er – der rote . weise König – Sylvester sein Name – wäre in der Lage zwei Königreiche zu beherrschen – sie – die Magd sollte sich dieses in seinen Augen doch großzügige Angebot bitte durch den Kopf gehen lassen.

 

Wie – die Magd – etwas was der rote König nicht kannte – setzte zur Diskussion an – Du bist in der Lage zwei Königreiche zu regieren? Eine Frage – die er wortlos verstreichen ließ – war die Antwort in seinen Augen doch klar. Die Magd – gewohnt mit Herrschern der Art der Felis umzugehen – lässt sich nun von diesem Gebaren nicht einschüchtern – dann – so fragt sie weiter – bohrt in einer Wunde des roten Königs – erkläre mir bitte – warum Du bei Deiner Dienerschaft Deinen Wunsch im Haus verweilen zu dürfen nicht durchsetzen kannst? Bernsteinfarbene Augen in die der Magd verankert – weil – er holt Luft – jedes Land andere Gesetzmäßigkeiten hat.

 

Und – so erklärt er – der rote König – der Magd – in diesem Land scheint es so zu sein – Könige und Königinnen dürfen ins Haus – was – so fährt er fort – glaubst Du warum ich in dieses Land will – Herrscher sein möchte? Und – so geht es weiter – freundlich – da nur einer Herrscher sein kann – denke ich – er lächelt – nimmst Du mich auf – und lässt die anderen zwei sich ein neues Land und neue Dienerschaft suchen.

 

Ein Angebot – welches er – bemerkend – die Magd geht unverständlicherweise nicht darauf ein - auch in dieser und anderer Form den zwei Herrschern unterbreitet – erscheint er doch regelmäßig an den Grenzen ihres Sommerpalastes – diskutiert lautstark mit dem König Seymour – inklusive kriegerischen Anwandlungen – welche die Magd aber zu verhindern sucht – indem sie – eine Magd – sich erdreistet – Hand an ihn – den König zu legen – und ihn des Landes verweist.

 

Der Sommer zieht ins Land – die Herrscher dieses Landes – dieses Sommerpalastes sind häufig an der frischen Luft zu finden. Das Land um den Sommerpalast herum ist wild und ungezähmt – ungepflegter Garten nennen die Menschen es – Paradies der rote König – hat er hier doch Ruhe vor den kleinen Mägden und Knechten in seinem Reich. Diese – so musste er – sehr zu seinem Ärgernis - feststellen – lassen sich nicht leicht beherrschen – ärgern sie ihn doch häufig genug. So genießt er gerne und ausgiebig die Stille dieses ungepflegten Gartens – tritt sich Mulden in das Gras – schläft dort unbeachtet und unentdeckt. Hin und wieder kommt es zu Diskussionen mit dem König dieses Landes – passiert er dessen Grenzen – was ihm – dem roten König sehr viel Freude macht in der Langeweile langer heißer Sommertage – bemerkt er doch – der König Seymour kann seinen Sommerpalast nicht verlassen.

 

In dieser Zeit mag es wohl angehen – dass unser König – der gestreifte – sich aufmachen musste – vertrieben von der Gewalt – den Gesetzmäßigkeiten seines Landes folgend – nicht mehr der Jüngste und der Stärkste – zur Suche nach seinem neuen Königreich – seiner neuen Magd.

 

Die Zeit vergeht wie im Flug – der Herbst naht – in diesem Jahr kommt der Winter sehr früh – fällt ein mit Schnee – Kälte. Unser rote König Sylvester schafft immer noch nicht – was er schon im Sommer zu schaffen versuchte – seine Menschen dazu zu bewegen – seinen dringlichen Willen zu akzeptieren – im Haus schlafen zu dürfen. So zieht er zum Nachbarland – erklärt dort – es sei sein Recht im Hause dort zu nächtigen – eine Forderung – die die Magd als Bitte annimmt – und ihm dem König nun seine Suite in ihrem Land zur Verfügung stellt. Dort kann er nun schlafen –  zusammengerollt auf einem Sofa neben der Heizung - sich aufwärmen – aber – als er das Thema Futter anspricht – denn seiner Meinung nach kann eine Übernachtung nie ohne Futter von statten gehen – wird ihm seitens dieser – in seinen Augen – unfreundlichen Magd erklärt – dies sei nicht sein Land – und er habe keine Befehlsgewalt über sie – wenn er denn Futter haben wollte – müsste er sich schon in sein Land begeben. Sie – die Magd – hätte nur zugestimmt – ihm an kalten und/oder regnerischen Tagen ein zeitweiliges Dach über dem Kopf zu gewähren – dies aber auch – ohne dass daraus eine Art Verpflichtung oder gar Rechtsanspruch entstünde – was sie einseitig an ihn bände.

 

Während es nun unserer Königin Bright, dem König Seymour und Sylvester gut ergeht, sieht es beim gestreiften heimatlosen König anders aus. Die Wanderschaft zehrt an ihm, zeichnet ihn. Er magert ab, war er schon nicht gesund, als er seines Landes vertrieben wurde, die Kämpfe um Königinnen und Futter haben Spuren hinterlassen, ihm eine Krankheit „geschenkt“, welche sein Immunsystem zerstört, FIV pos. nennen die Menschen dieses. Auf seiner Wanderschaft quert er die Ländereien anderer Könige und Königinnen – die es nicht schätzen – ihn dort anzutreffen – riechen sie noch Reste der alten Kraft in ihm – die Möglichkeit – sich zu paaren – seine noch vorhandene Aggressivität – sich durch setzen zu wollen – auf Gedeih und Verderb - was die Könige dieser Länder nicht hinzunehmen bereit sind – vor allem – wenn sie stärker und jünger sind. Könige – stärker als er – selbst Königinnen die er sich in jungen – stärkeren Jahren – untertan machen konnte – jagen ihn nun davon – prügeln auf ihn ein. Krankheit und Hunger zeichnen ihn – sein einstmals so schönes Fell wird struppig. Das strahlende Weiß zwischen dem getigerten ergraut – kahle Stellen zeigen sich – Stellen – die nässen und jucken. Ein Ohr verkrüppelt durch vergangene Verletzungen – ein anderes zerfetzt. Eine herausgerissene Kralle an der Hinterpfote eitert – schmerzt bei jedem Schritt. Sämtliche Zähne in seinem Maul entzündet – ein Reißzahn raus gebrochen – bei einem Kampf. Abgemagert – nur noch Haut und Knochen – erscheint er – ungefähr 8 jährig – Menschen – denen er begegnet – wie ein 10 Monate alter Kater – so dünn ist er geworden – ein riesengroßer Kopf auf einem Skelett. Seine Hinterläufe knicken ein – sein Körper musste die letzten Reserven angreifen – die Muskulatur – so hat er nun kaum mehr welche in den Hinterläufen. Seine Nickhäute verdecken fast seine Augen – er hustet. Putzen? Sich säubern? Dazu fehlt ihm jedwede Kraft. Fortbewegung – sein Königreich - seine Magd finden – das ist das Wichtigste – und fordert alles von ihm – erinnert er sich doch durch den Nebel der Zeit an die Worte seiner Mutter – als er – noch ein Kitten – voller neuer Kraft steckend – Stunden an sie gekuschelt verbringen durfte – fühlt ihre Zunge zärtlich über seinen Kopf fahren – hört ihre sanfte Stimme – ihm sagend – gehe in die Welt hinaus und suche Dir Dein Reich – Deine Magd – auf – dass Du herrschest – Katzen wie wir sind dazu geboren.

 

Dies ist das Bild – welches sich uns bietet – betrachten wir unseren heimatloser König – hässlich – alt – ausgestoßen – verhungert – am Ende seiner Kraft. Die Worte seiner Mutter im Kopf – Hoffnung daraus schöpfend - weiß er - egal – wie abgebrannt er ausschaut – wie ausgezehrt er wirken muss – eher wie ein Landstreicher – denn als König – er – der Kater – ist ein König – und da ist er sich ganz sicher – findet er seine Magd – sie wird es erkennen – durch den Schmutz und den Dreck - und sich bei ihm bewerben – auf das er immer und ewig über sie herrschen wird. Dieses Wissen lässt ihn weiter taumeln – Hunger ertragen – Schmerzen ignorieren – Kämpfe überstehen. Der heimatlose König sucht seine Magd.

 

Die Zeit vergeht – bringt ihn – der sich kaum mehr fort bewegen kann – am Verhungern ist – mit jeder Pfotenbewegung näher zu diesem Land – dem Hoheitsgebiet der Königin Bright, dem König Seymour und dem Wahlkönig Sylvester – welcher immer noch versucht – der Magd klar zu machen – er – der rote König des Nachbarlandes könnte – weil er der König des Nachbarlandes ist – seine Herrschaft auf diese Ländereien ausdehnen – und nun vor allem seinem Ärger Luft verschaffen – was sich die Magd erdreistete – sein Paradies zu zerstören. Es reiche ja nicht – so der rote König – dass die zwei anderen Felis immer noch im Lande verweilten – was er – der freundliche Kater nicht akzeptieren könnte – und wenn sie schon da wären – hätten sie sich doch bitte einem Kampf mit ihm zu stellen – damit er ihnen – wenn schon nicht der Magd – verständlich machen könnte – sie haben zu verschwinden. Mit ihr – der Magd aber – hätte er noch ein anderes Hühnchen zu rupfen – sie sollte ja nicht glauben – er wüsste nicht – wer dafür verantwortlich zeichnet – dass sein Paradies – der ungepflegte Garten nun – im Zuge einer Vernichtungsaktion – die Menschen nennen es Gartengestaltung – in eine Wüste aus Erde und Steine verwandelt worden ist.

 

So kommt er denn nun jeden Tag in seinen verwüsteten Garten – schaut sich traurig um – schreit die Magd böse an – wird er ihrer angesichtig – nimmt aber weiterhin das Angebot des Schlafplatzes an – diskutiert mit dem König Seymour über die Modalitäten dessen Auszug aus diesem Land und Übergabe desselben an ihn. Die Magd nun ihrerseits ging nun – in der Hoffnung – ihn milder zu stimmen – dazu über – ihm genau um 18.00 Uhr Menschenzeit ein paar Leckerlies zu reichen – war sie es doch leid – ständig angeschrien und angefaucht zu werden – wenn sie sich über den Weg liefen – was sich bei der Nähe der Ländereien und seiner Neigung – immer noch auf das Angebot der Schlafplatznutzung bei schlechtem und kaltem Wetter einzugehen – nicht vermeiden ließ.

 

Die Fäden laufen zusammen – Schicksal? Es ist nun ein warmer Tag im Sommer. Der rote König hockt nun auf der Treppe zum Sommerpalast des König Seymour und der Königin Bright. Zufrieden mit sich und der Welt - hatte er doch gerade eine lautstarke Diskussion mit dem weißen König Seymour gewonnen – die Königin Bright in die Flucht geschlagen. Nun hockt er dort – lässt sich die abendliche Sonne auf den roten Pelz scheinen – wissend – ein paar Minuten noch – dann öffnet sich die Pforte zum Königreich – die Magd wird erscheinen und ihm – dem König seinen Tribut zollen. Den noch immer schreienden König Seymour überhört er eloquent – weiß er doch – an ihn – den roten König kommt dieser nicht ran – kann er doch seinen Sommerpalast nicht verlassen.

 

Ein Geräusch neben sich lässt ihn kurz aufmerksam werden – sich nun umschauend – entdeckt er einen Kater – oder eher – entscheidet er – einen Abglanz eines ehemaligen Katers – abgebrannt – erbärmlich – nichts wert – auch keiner Aufmerksamkeit seinerseits – so beobachtet er denn lieber wieder die Tür. Selbst Seymour über ihm – entdeckt den Neuankömmling – entscheidet dann auch – er – der Kater – der alles Katzen und Kater angreifen möchte – erscheinen sie vor seinem Sommerpalast – wird sich um dieses Häuflein Elend nicht kümmern – wichtig ist ihm nur – der rote König des Nachbarlandes muss weg. So hockt er denn vor den verschlossenen Toren des Sommerpalastes und stimmt sein Kriegsgeheul an.

 

Angelockt vom still hockenden roten Kater –  das Geheul des weißen ignorierend - erscheint nun unser heimatloser König in diesem Garten – oder eher das was mal ein Paradies war – nun eine Baustelle ist - und – wollte man der Magd glauben schenken – bald wieder ein Garten sein wird – das neue Königreich – geschützt vor Vagabunden wie ihm – aggressiven Königen wie dem roten des Nachbarlandes – erbaut für die Königin Bright und den König Seymour.

 

Der rote König des Nachbarlandes – so erkennt er nun – unser heimatloser gestreifter König – würdigt ihn keines Blickes. Eine Tatsache – die ihn in früheren – jüngeren Jahren zur Weißglut getrieben hätte – wäre es doch ein Zeichen gewesen – dem Gegenüber zu zeigen – wer der Stärkere ist – nun aber wissend – er – der heimatlose König – unterläge – käme ihm dergestaltiges in den Sinn. So hockt er sich nun hin – still -  schauend – worauf der rote Kater vor ihm augenscheinlich wartet – darauf hoffend – es wird sich lohnen – wissend – schlimmer als es jetzt ist – kann es nicht werden. Seine Wunde an der Pfote schreit vor Schmerz – sein Maul eine einzige Schmerzhölle – ein Ohr verkrüppelt hängend – das andere zerfetzt – abgemagert – müde – Flöhe zerbeißen ihn – schwärende Wunden treiben ihn mit ihrem Jucken zur Raserei – sein Magen schreit nach Futter – seine Hinterhand so schwach – dass er nicht richtig sitzen kann. Trotzdem hockt er da – majestätisch – denn er – auch wenn er heimatlos ist – weiß – was sich gehört – er ist ein König – und diese haben – selbst abgerissen – Haltung zu bewahren. Es steckt ihnen im Blut.

 

Dann – plötzlich – ein Geräusch ist zu vernehmen – die Tür vor ihm öffnet sich langsam – auf Erfahrungen zurückgreifend – die nicht immer gut waren – nimmt er die letzten Kraftreserven – mobilisiert diese – und rennt davon – darauf achtend – nicht dem roten König im Wege zu stehen – überholt dieser ihn – hat er doch mehr Kraft als er.

 

Leichte Irritation übermächtigt ihn – lässt ihn stoppen – hat ihn der rote doch nicht überholt? Nach dem Grund forschend – bleibt er ruckartig  stehen – dreht sich um – schaut zur Tür – und sieht sie – die Magd – eine Schale Futter in der Hand. Und wieder hört er aus der Ferne der Vergangenheit seine Mutter ……………… Du erkennst Deine Magd – stellt sie Dir Futter hin – dann – ja – dann bewirbt sie sich um Deine Herrschaft.

 

In diesem Augenblick des Sehens – wird ihm klar – er ist nicht mehr heimatlos – er – der König – der Gestreifte – hat sein Königreich gefunden – seine Magd – und nun – mit neuer Kraft – geschöpft aus diesem Wissen – greift er den roten König des Nachbarlandes an – als dieser sich über sein Futter hermachen möchte. Nun das Wissen – er ist nicht mehr heimatlos – lässt ihn zu seiner alten Aggressivität zurück finden – dass er – so zerbrechlich er wirkt – mit seinen 2,5 kg – den 7 kg schweren König des Nachbarlandes in die Flucht schlagen kann – ihm nun erklärend – DIES IST MEIN KÖNIGREICH – MEINE MAGD – MEINE FRAU!

 

Und die Frau – die Magd? Ja, die nahm die Bedingung an – ihn – den heimatlosen König als ihren Herrscher zu akzeptieren – zwar unter der  Bedingung der Akzeptanz seines Hier seins bei der Königin Bright und dem König Seymour – aber – der Anfang ist gemacht.

 

Dies – so liebe Leser – ist die Geschichte des heimatlosen Königs und seiner Magd – die Geschichte eines zerlumpten Königs – der auszog um sich sein Königreich zu suchen – und seine Heimat fand.

Veröffentlicht in Sammlung Kurzgeschichten

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