FIV positive Katze und FIV negative Katzen - geht das?

Vor ca. 18 Monaten tauche Streifchen bei uns auf, ein dürres, kleines Tierchen, welches ich aufgrund seiner Größe auf höchstens 10 Monate schätze. Es stellte sich sehr schnell heraus, dass er Menschen kannte und absolut keine Angst vor ihnen hatte.

 

Das er unkastriert war – tja, um das zu merken musste man kein Hellseher sein – denn die Markierungen um das Haus herum und am Haus selbst sprachen Bände. Zum Glück herrscht hier Kastrationspflicht für freilebende Katzen, so schnappte ich mir den Kater schnell und ab zum Tierarzt.

 

Für mich zwar als vorwiegender Grund zur Kastration, die Markierungen am Haus, auf die Bright ja immer mit vermehrter Unsauberkeit reagiert. (ja, es sind Jahre vergangen, sie ist aber immer noch unsauber). Ein anderer Nebeneffekt dann auch, dass das Katzenelend eingedämmt wird durch weniger Kitten, die Ansteckungsgefahr mit FIV sinkt und die Kater laufen i. d. R. nicht mehr km-weit um die nächste rollige Kätzin zu beglücken.

 

Leider entdeckten wir auch noch, dass er eine Wunde an einer Hinterpfote hatte, dort war eine Kralle raus gerissen. Er musste also dringend zum Tierarzt.

 

Dort der „Schock“ – der Kater ist geschätzte 8 – 10 Jahre alt, komplett unterernährt, keine Muskulatur (daher wohl auch sein schwankender Gang) und absolut ungepflegt. (er war bis dato die erste Katze, die ich widerwillig anfasste und meine Hände danach sofort desinfizierte).

 

Die Tierklinik mochte er absolut nicht. Zeigte sich dort aber auch schmusig, wenn man ihn nicht gerade behandeln wollte. Nach der Kastra bekam ich ihn nach  Hause und er durfte in meinem Büro im Keller bleiben, bis die Wunden etwas verheilt waren. Die Wunde an der Pfote heilte nur schwer. Leider mochte er nicht allein sein, denn am nächsten Tag fand ich – ich übertreibe nicht – mindestens 400 g Sch….e auf dem Sofa. Es stank bestialisch.

 

Da wir ihn nicht kannten, dachten wir, er sei unsauber, wäre das Katzenklo nicht gewohnt. Also gingen wir davon aus, so geht es nicht, am besten wieder in die Tierklinik, bis er gesund ist. Gegen seinen Willen und unter Protest kam er wieder dorthin und blieb dann 2 Wochen dort, bis die Pfote endlich geheilt war.

 

Wir hatten nie vor, ihn als 3 Katze aufzunehmen. Er sollte draußen leben, wir ihn füttern und uns um ihn sorgen. Tja, Kater fand, dass ist keine gute Regelung. Und wenn Kater sich etwas in den Kopf setzt, bekommt er i. d. R. seinen Willen.

 

Zunächst zog er in den Keller um. Es stellte sich später heraus, er kennt Katzenklos. Leider sind seine Fress- und Katzenklomanieren unter aller Sau: sein Futter verteilt er in einem Radius von 5 m um seinen Futterplatz, und er kotet in 80 % der Fälle über den Rand des Klos. Da sein Kot stinkt und teilweise flüssig ist, keine angenehme Sache.

 

Es kommt, wie es kommen muss: der Keller mit Büro reicht ihm nicht. So zieht er vor ca. 12 Monaten, also Oktober oder November 2010 komplett bei uns ein.

 

Zwischenzeitlich war er aber häufig in der Tierklinik. Der Kater der Nachbarn prügelte ihn Krankenhaus reif – d. h. bei einer Wunde bildete sich ein Abzess, der lange behandelt werden musste.

 

Er stank aus dem Maul, was nicht normal ist. In der Tierklinik dann der Schock – sämtliche Zähne sind entzündet und müssen raus. Im Rachen ein Geschwür, Zahnfleisch entzündet. Wieder ein langer Aufenthalt in der Tierklinik. Die Heilung dauerte lange. Um ihm das Fressen  nach Ziehen der Zähne zu erleichtern, verdünnte ich sein Nassfutter richtig, damit er eigentlich nur trinken muss. Mit den faulen Zähnen und dem kaputten Zahnfleisch fraß er besser, das erklärte aber, warum er beim Fressen den Kopf ständig schüttelte und somit das Futter so verteilte.

 

Da er auch ständig hustete, wenn er aufstand, wurde er auch hier untersucht. Eine Röntgenaufnahme zeigt, dass er ein stark vergrößertes Herz hat.

 

Alle Verletzungen führen sofort zu Abzessen.

 

Für das Zahnfleisch bekommt er nun Cortison.

 

Versuchsweise setzte ich es ab – und sein Kreislauf fiel komplett in den Keller, wieder ab in die Tierklinik, 3 Tage stationäre Aufnahme, bis er wieder stabilisiert wird.

 

Bevor er zu Bright und Seymour durfte, bat ich die Tierklinik um einen FIV Test. Die hörten nicht zu und machten einen FIP Test, der negativ ausfiel. Ich dachte – super, FIV negativ – und so durfte er halt im Winter 2010 zu Bright und Seymour.

 

Bright mag ihn nicht, aber es ist bei weitem nicht so schlimm wie bei Herrn Nachbarn. Seymour und er gehen. Das Freigehege war zwischenzeitlich ja auch fertig, und somit konnten Bright und Seymour knappe 500 qm Garten nutzen, Streifchen hatte Freigang. Sie konnten sich gut aus dem Weg gehen, was wohl auch zur Entspannung beiträgt. In der Nacht musste Streifchen immer in den Keller, damit Ruhe herrscht.

 

Es wurde immer besser mit den 3, so dass er auch nachts im Wohnzimmer bleiben durfte. Dann prügelte Bright auf ihn ein, er bekam wieder einen Abzess und da er ja auch Streit mit Sylvester, dem FIV verdächtigen Kater der Nachbarn hatte, bat ich nochmals um einen FIV Test. Die Nachricht war erschütternd: FIV positiv.

 

Was machen wir nun? Einen FIV positiven Kater zu 2 FIV negativen (hoffentlich noch) Katzen, die sich nicht 100 %-ig verstehen?

 

Zuerst, Bright und Seymour auf FIV testen: Ergebnis Ende 2010 – beide negativ.

 

Informationen gesucht. FIV ist nicht übertragbar, wenn die Katzen aus ein und demselben Napf fressen. Es ist übertragbar durch Sex und Bissverletzungen. Tja, und da liegt das Problem – die kann ich nicht 100 %-ig ausschließen. Bisher gehen Streitigkeiten immer nur verbal und unter Kralleneinsatz, Bisse waren bisher noch nicht zu sehen.

 

Also entschieden wir uns, ihn zu behalten, wer will schon einen alten kranken Kater, der noch FIV positiv ist? Nun erklärte dies alles vorher, warum eine Verletzung bei ihm sofort zum Abzess führt, warum er entzündetes Zahnfleisch hat, welches auch mit Cortison nie richtig abheilt, wo die Entzündung nur im Zaum gehalten wird.

 

Anfang 2011, ich denke, es war Januar, wäre er uns fast weg gestorben. Wieder ein Abzess, wieder seine Weigerung, sich ohne Sedierung untersuchen und behandeln zu lassen. So blieb er wieder 3 Tage in der Tierklinik, wo er sediert wurde, damit man den Abzess waschen und behandeln konnte. Wir holten ihn nach 3 Tagen ab, er war noch benommen. Von Bright kenne ich, dass sie für den Abbau einer Narkose einen ganzen Tag braucht. Daher war ich nicht richtig besorgt, als Streifchen am Abend noch nicht da war.

 

Als er aber am Morgen einen Eindruck machte, als sei er hirngeschädigt, gegen Gegenstände lief, keine Orientierung hatte, dachten wir, er stürbe. Das war um 7.00 Uhr morgens. Um 8.00 Uhr war ich die erste in der Tierklinik. Durch die Sedierung war sein Kreislauf so im Keller, dass es fraglich war, ob er überhaupt überlebt. Er musste da bleiben und ich war überzeugt, dass ich mich für immer von ihm verabschiede. Beim Verlassen der Tierklinik liefen mir die Tränen das Gesicht herunter.

 

8 Tage Bangen, 8 Tage Kämpfen, auch von Seiten des Tierarztes, der auch nachts neben ihm saß und alles tat, damit er überlebt – ließen das Wunder geschehen. Streifchen überlebte.

 

Der nächste Schock ließ nicht auf sich warten. Bright hatte im Februar eine Wunde am Ohr, wo sich ein Abzess bildete. Der TA erklärte, es handle sich um eine Bisswunde. Nur, von wem? Streifchen? Dann hat sie nun FIV. Seymour? Dann hätten wir Glück.

 

Bright zeigte sich behandlungsfreundlicher. Ihr konnte ich die Wunde auswaschen, später zwar unter Protest, aber es ging und der Abzess verschwand. 7 Wochen später der FIV Test. Dann weiteres Warten – es war Nerven zerreißend. Das Ergebnis – FIV negativ. Hurra! Der Stein, der uns vom Herzen fiel hätte einen Krater von 10 km Durchmesser bewirkt, wäre dies nicht nur metamophorisch.

 

Eine lange Zeit ging es mit den 3. Streifchen schlief nachts sogar an mich gekuschelt im Bett, bis ich eines Nachts in einem nassen Bett aufwachte. Tage zuvor hatte schon jemand auf das Bett von meinem Mann gepinkelt. Bright war gesund. Also war es Protest.

 

Somit musste Streifchen wieder nachts in den Keller, damit Bright weniger Stress hat, denn sie hat die älteren Rechte. Leider erwischte ich sie ein paar Tage später, wie sie in Pinkelstellung auf meinem Bett hockte und sofort auf das Katzenklo lief, dort richtig lange pinkelte. Ich gehe davon aus, wäre ich nicht aufgewacht, hätte sie in mein Bett gemacht, mein Mann glaubt das nicht. Nun habe ich Bright aus dem Schlafzimmer verbannt, denn gegen Wände pinkeln, oder auf dem Boden ist eine Sache, ins Bett eine ganz andere. Somit hat sie nun Schlafzimmerverbot, was ihr gar nicht passt.

 

Damit es nachts ruhig bleibt, ist Streifchen häufig im Keller. Dahin geht er auch freiwillig, wenn er krank ist. Wie vor 14 Tagen, als er heftigen Schnupfen, Bronchitis mit Untertemperatur hatte.

 

Merkt man ihm FIV an?

 

Wog er, als er uns fand, nicht mal 2 kg, hatte keine Muskeln, ein schwankendes Gangbild (wir dachten er hätte eine Art Ataxie), kommt er  heute wohl auf 5 kg, ohne schwankenden Gang.

 

Seine Zahnfleischentzündung geht nicht mehr weg. Mal ist sie besser, mal schlechter. Wir sehen es daran, wie sehr er den Futterplatz einsaut.

 

Sein stinkender, teilweise flüssiger Kot deutet wohl auf eine Problematik mit der Pankreas hin. Auch, dass es besser wird, wenn er nur BARF bekommt. Aber 100 % BARF kann ich nicht, da ich mit den Zusätzen nicht zu Rech komme. Zumal Bright ja verwässertes Nassfutter bekommt, damit sie überhaupt Flüssigkeit zu sich nimmt. Bei BARF wäre das auch nicht richtig möglich. Aber, weil es mit BARF auch besser wird, geht der TA von einer Pankreas aus. Für eine Blutabnahme müsste er aber wieder sediert werden, was wir verständlicherweise nicht richtig möchten.

 

Wunden entwickeln sich sofort zum Abzess.

 

Sein Schnupfen hält sich sehr lange.

 

Das sind schon Anzeichen, dass FIV bei ihm ausgebrochen ist.

 

Und auch, dass es – seitdem wir ihn aufgenommen haben – jeden Monat beim Tierarzt sind. Er hat ständig irgendetwas.

 

 

Hätte ich gewusst, dass er FIV positiv ist, hätte ich ihn nie aufgenommen.

 

Nun weiß ich es und behalte ihn. Ein Risiko der Ansteckung der anderen 2 bleibt natürlich. Diese Gefahr ist zum Glück relativ klein. Bemerke ich, dass Streitigkeiten aus dem Ruder laufen, gehe ich dazwischen. Einerseits, damit es zu keinen Bissen kommt, andererseits, habe ich keine Lust auf neue Abzesse.

 

Bright, Seymour und Streifchen lebten ja schon an die 6 Monate zusammen, bevor FIV positiv im Raum stand. In diesen 6 Monaten gab es keine Ansteckung. Ich denke auch, dass ich die „Bombe“ FIV durch die Kastration entschärft habe.

 

Zum Glück zeigt sich Streifchen als – eigentlich – netter Kater, der Streit eher aus dem Weg geht. Gut, seit einiger Zeit glaubt er, er stünde im Rang über Seymour. Nun kommt es doch mehr zum Streit zwischen den 2, was aber verbal und mit Pfoteneinsatz ausdiskutiert wird. Merke ich das, schicke ich Streifchen in den Keller. Er muss auch in den Keller, wenn ich merke, dass er etwas auf Krawall gebürstet ist und ich endlich ins Bett möchte. Dann muss er notgedrungen seine Nacht im Keller auf dem Sofa schlafen, welches er vor so langer zeit mit einem Haufen verziert hat.

 

Wir hoffen nur, dass er noch eine lange Zeit bei uns bleibt, auch wenn FIV ausgebrochen ist. 

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